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Kanton Aargau
Man lebe zweimal, schrieb einst der französische Schriftsteller Honoré de Balzac (1799 bis 1850): «Das erste Mal in der Wirklichkeit, das zweite Mal in der Erinnerung.» Und was Balzac übers Leben schrieb, das gilt auch fürs Wandern.
Die 15 Etappen der Jubiläumssaison sind geschafft, die strengen Aufstiege gemeistert, die Felder und Wälder der Nordwestschweiz durchschritten, die Apéros langsam verdaut. Was jetzt kommt, ist das Schwelgen in den Leserwandern-Erinnerungen.
Wisst ihr noch (das habe ich gelernt: Wanderer duzen sich), wie wir am 1. August von der Regionalpolizei Lenzburg mit Ovo-Riegeln überrascht worden sind? Die Polizisten hatten uns kurz zuvor im Wald entdeckt, fuhren schnurstracks auf den Posten, checkten unsere Wanderroute online ab und stellten sich mit den süssen Launemachern an den Wegrand.
Oder wisst ihr noch, wie störrisch die vier Lamas, die uns vom Schloss Buchegg nach Tscheppach begleiteten, manchmal waren? Wer wills den Tieren verübeln. Mit 38 Grad auf dem Thermometer in Tscheppach war die 7. Etappe die mit Abstand heisseste dieses Jahr. Ganz anderes Wetter hatten wir auf der Königsetappe von Passwang nach Zullwil. Am Ende der vierstündigen Tour waren wir klatschnass und gottenfroh, dass uns Wanderleiter Christian Imark in die trockene Stube der Dorfbeiz einlud.
Eine Reise in die Vergangenheit ermöglichte uns der Historiker Christoph Rast, der uns rund um die Fortifikation Hauenstein auf der Belchenflue aus dem harten, ungewissen Alltag der Soldaten erzählte, die hier während des Ersten Weltkriegs Bunker bauten und Wache schoben, während drüben in den nahen Vogesen der Krieg tobte.
Wunderschön waren die Ausblicke von der Ruine Dorneck über das abendliche Basel, die Aussicht vom historischen Sonnenbergturm zwischen Maisprach und Rheinfelden oder der Weitblick vom Chirsihofberg über die grünen Hügel des Naturparks Thal, wo vielleicht bald wieder wilde Wisente grasen.
Gleich dreimal kamen wir auf unseren Wanderungen in Grenchen vorbei, der inoffiziell «schönsten Stadt zwischen Biel und Solothurn». Besonders bleiben wird uns allerdings eher die wilde Landschaft entlang der Flanken des Weissensteins, die wir einmal in wunderbarem Abendlicht, einmal unter der heissen Sommersonne durchwanderten.
Dass es auf den 15 Etappen mit jeweils zwischen 35 und 207 Teilnehmenden keinen einzigen ernsten Unfall gab (das Schlimmste war eine Rippenprellung), haben wir nicht zuletzt den tollen Wanderleitern der lokalen Wanderweg-Vereine zu verdanken, die uns auf allen Etappen begleitet haben.
Und jetzt geniesst das Schwelgen und rostet nicht ein. Danke euch allen fürs Mitwandern!